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Worte zum Wochenende

Fri, 20 Mar 2020 12:01:05 +0000 von Mark Trebing

Ein Licht wandert um die Welt!
Zünden auch Sie um 18:00 Uhr eine Kerze an und stellen Sie diese in ein Fenster!
Jeden Abend um 18:00 Uhr läuten die Kirchenglocken. Sie rufen auf zum Gebet. Die Frau hört sich das Läuten schon seit einigen Tagen an. Irgendwie ist sie in diesen Zeiten davon berührt. Gerade jetzt, wo alles so anders ist. Sie kann sich nicht mehr mit ihren Freundinnen zum Kaffeetrinken treffen – zu gefährlich. Sie kann nicht mehr nach Herzenslust shoppen gehen – die meisten Geschäfte sind geschlossen. Außerdem soll sie soziale Kontakte meiden wegen der Ansteckungsgefahr. Bis vor wenigen Tagen ist sie regelmäßig schwimmen gefahren, auch das geht zurzeit nicht. Die Frau fühlt sich einsam. Sie sehnt sich nach etwas Vertrautem. Am Nachmittag hat sie auch schon einige Male geweint. Und sie macht sich große Sorgen: Wann werde ich meine Enkelkinder, die in Stuttgart wohnen, mal wiedersehen? Eigentlich wollten sie ja dieses Wochenende kommen. Aber daraus wird wohl nichts. Gerade jetzt läuten die Glocken. Es sind vertraute Geräusche. Schon als Kind mochte sie den Klang. Diese Glocken geben ihr irgendwie das Gefühl der Heimat und Sicherheit. In der Kirche war sie schon lange nicht mehr, aber die Glocken beruhigen sie irgendwie. Innerlich würde sie gern etwas tun, vielleicht ein Gebet sprechen. Aber sie weiß nicht, was sie sagen soll. Dann nimmt sie die Kerze vom Wohnzimmertisch und stellt sie ins Fenster. Sie entzündet ein Licht. Es leuchtet während die Glocken läuten. Immer noch fehlen ihr die Worte. Dann sagt sie: Gott, hier bin ich und ich habe Angst. Es folgt ein Moment der Stille, dann erzählt sie Gott von ihren Ängsten. Hoffentlich stecke ich mich nicht an, hoffentlich ist der Spuk bald vorbei. Hoffentlich werden meine Kinder und Enkel verschont. Hoffentlich… Ihre Liste wird immer länger. Mit jedem Wort, das sie sagt, fühlt sie sich erleichtert. Wenn sie jetzt schon keinen zum Reden hat, hört ihr wenigstens Gott zu. Und irgendwie beruhigt er sie auch. Es ist, als würde jemand zu ihr sagen: Fürchte dich nicht, ich bin doch bei dir. Gemeinsam stehen wir beiden das durch. Jetzt ist Zeit „Amen“ zu sagen. Ach nein, das Vater unser fehlt noch. Sie betet es am Fenster. Dabei schaut sie raus und entdeckt, dass ihre Nachbarin auch am Fenster steht. Sie hat auch eine Kerze angezündet und es sieht so aus, als würde sie auch beten. Und die Frau daneben und der Mann darunter auch. Sie entdeckt jetzt eine ganz neue Gemeinschaft und nimmt sich vor: Morgen stelle ich mich wieder um 18:00 Uhr ans Fenster, zünde eine Kerze an und lausche auf die Kirchenglocken. Und sie wird ihre Tochter in Stuttgart anrufen. Sie möge doch auch ein Licht um 18:00 Uhr anzünden. Wenn sie sich schon nicht sehen können, so bleiben sie wenigstens über Glockenklang, Licht und Gebet verbunden. 
Ich lade sie dazu ein. Zünden Sie um 18:00 Uhr eine Kerze an und stellen sie diese ins Fenster. Eine Anregung zum Gebet finden Sie auf diesem Zettel. Wenn viele mitmachen, können wir doch noch gemeinsam Andacht feiern. Und vielleicht machen ihnen die läutenden Glocken und die Kerze ja auch ein wenig Mut in dieser schweren Zeit. Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12). Lassen Sie uns dieses Licht hinaus in die Welt tragen. Es möge uns den Weg weisen. 
Ich werde übrigens an jedem Abend um 18:09 Uhr das „Vater unser“ für uns alle in der Kirche beten und den Segen über alle Menschen hier in Bodenfelde und Wahmbeck sprechen. 
Bleiben Sie behütet und gesund!
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